Dienstag, 26. Oktober 2010

Gemeinsamer Workshop in der "Vegova"

  
Arbeiten in gemischten slowenisch-österreichischen Teams
Die Vorbereitungsarbeiten haben wir schon zu Hause erledigt (Präsentationen zu verschiedenen Themen in englischer Sprache), und am 22. 10. treffen wir in der Bibliothek der "Vegova" zusammen, um gemeinsam mit den slownischen Schülern einen mehrstündigen Workshop zu veranstalten. Vida Vidmar hat alles bestens vorbereitet, und so stellen die österreichischen Gäste zuerst verschiedene Themen (wie Kultur, Wirtschaft, Bildungswesen usw.) aus österreichischer Sicht vor, dann folgt ein gemeinsames Teamwork in englischer Sprache - mit dem Ziel, in gemischten slowenisch-österreichischen Teams Plakate zu erstellen. Natürlich wird die Zeit zu kurz, aber die Rückmeldungen der Schüler zeigen, dass es nicht darauf ankommt, auf die Minute fertig zu werden, sondern dass in erster Linie gilt, sich gegenseitig kennen zu lernen und auszutauschen.

Hier einige Meinungen unserer Schülerinnen und Schüler:
"In der Schule hatte ich sehr viel Spaß und es hat mir sehr gut gefallen, vor allem konnte ich meine Englsich-Kenntnisse verbessern und neue Kontakte knüpfen." (Marion R.)
"Die Projekte, die wir mit den slowenischen Schülern vorbereiten und präsentieren mussten, waren schnell beendet und so hatten wir noch Zeit um uns mit ihnen zu unterhalten." (Sebastian B.)
Ein echter Höhepunkt unserer Exkursion - und gleichzeitig der Schlusspunkt. Nach dem Besuch in der "Vegova" machen wir uns wieder auf den langen Heimweg.
Abschied von Vegova - unsere Gruppe gemeinsam mit Dir. Tratar (Mitte), Vida und Mojza (rechts oben)

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Mit der Global-HAK nach Ljubljana

Wie jedes Jahr ist eine der ersten Aktivitäten in der Fachrichtung "Internationale Wirtschaft" eine Exkursion in eine nahegelegene europäische Hauptstadt. Was liegt also näher als nach Ljubljana zu fahren? Und so sind wir am 19. Oktober nach einer langen Zugfahrt in Laibach angekommen. Wir, das sind 19 Schülerinnen und Schüler der HAK Krems und zwei Begleitlehrer: Monika Maly und ich, Helmut Wagner.
Ein interessantes und vielseitiges Programm wartet auf uns, das die Schüler weitgehend selbstständig organisiert haben. Die Highlights:
  • Besuch in der österreichischen Botschaft mit einem Vortrag des stellvertretenden Außenhandelsdelegierten Dr. Damijan Habernik
  • Führung durch das Parlament und Zusammentreffen mit dem Abgeordneten und Bürgermeister von Krsko, Herrn Franc Bogovic
  • Preisvergleiche und Recherchen zum Einzelhandel in Slowenien und Österreich
  • und natürlich: Besichtigung der wunderschönen Stadt Laibach mit seinen Sehenswürdigkeiten und der Burg
Sightseeing in Ljubljana - bei prächtigem Wetter und bester Laune

Montag, 15. März 2010

Bilanz nach 2 Wochen Slowenien

Auf der Rückreise: das Eisenbahnabteil als rollendes Büro

Seit Sonntag, 14. März bin ich wieder zu Hause. Zwei intensive, interessante Wochen liegen hinter mir. Ich habe viel über das slowenische Schulsystem erfahren, mehrere verschiedene Schulen der Sekundarstufe II besucht und viele Eindrücke gewonnen. Im Unterricht war ich teilweise selbst aktiv beteiligt.
Daneben war auch Zeit genug, die Stadt Ljubljana zu erkunden und am kulturellen Leben Anteil zu nehmen. Am meisten beeindruckt war ich allerdings von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft meiner Kolleginnen und Kollegen, aber auch von den Beamten des Ministeriums und überhaupt allen Slowenen, denen ich begegnet bin. Ihr Anliegen ist es, dieses kleine, so vielfältige Land bekannter zu machen. Und mit diesem Aufenthalt ist dies sicher gelungen, denn ich bin mit dem Bewusstsein zurückgekehrt, einige liebe Freunde gewonnen zu haben und unser südliches Nachbarland viel besser kennen gelernt zu haben.

Freitag, 12. März 2010

Zentralmatura

In Österreich steht sie auf der Liste der Neuerungen, die in den nächsten Jahren eingeführt werden soll, in Slowenien ist sie schon seit etwa 15 Jahren Realität: die Zentralmatura. Wie sie funkioniert und welche Meinungen die Lehrkräfte dazu haben, das habe ich auch in mehreren Gesprächen in den letzten Tagen herausfinden können.

Wie die Zentralmatura für die Schüler/innen abläuft, das ist ja klar: An einem bestimmten Tag erhalten alle im ganzen Land die gleichen Angaben. Interessant ist aber, wie die Bewertung erfolgt: Dazu nämlich werden die Lehrkräfte eines Faches für mehrere Tage zu einer Klausur zusammengezogen, wo dann die Arbeiten anonym korrigiert werden. D.h., jede Arbeit ist mit einem Code gekennzeichnet, und man weiß als korrigierende Lehrkraft nicht, von wem die Arbeit stammt - also eine grundsätzlich andere Vorgangsweise, als sie in Österreich geplant ist. Zusätzlich werden etwa 20% aller Arbeiten von einer zweiten Lehrkraft "gegengelesen", damit es nicht zu große Abweichungen gibt.

Die Notengebung erfolgt also nicht individuell durch die unterrichtende und korrigierende Lehrkraft, sondern nach dem Gauß'schen Normalverteilungssystem. Für die einzelnen Teilaufgaben werden Punkte vergeben, und zentral werden dann die Noten zugeteilt. Die Begründung dafür ist, dass keine Schülergeneration im Land besser oder schlechter als im Vorjahr sein kann, sondern stets ein Spiegelbild der jeweiligen gesellschaftlichen Situation darstellt. Auf diese Weise kommt grundsätzlich ein besserer Durchschnitt heraus als bei der vorher durchgeführten individuellen Bewertung. Mit kleineren Einschränkungen stehen heute die Lehrer/innen in Slowenien zu dieser Art der Durchführung der Matura.

Noch eine Besonderheit möchte ich erwähnen: die "Mock-Matura". Das ist so etwas wie eine Probematura. Jedes Jahr wird ein Gegenstand ausgewählt, in dem die Schüler/innen einen solchen Probelauf machen können. Dieses Jahr wird es am Samstag, 13. März sein. Die Aufgabenstellungen unterscheiden sich natürlich von der tatsächlichen, aber Methoden und Ritual können auf diese Art und Weise schon geübt werden.

Donnerstag, 11. März 2010

Ein Blick hinter die glänzenden Fassaden

Dass es nicht nur Vorzeigeschulen gibt, habe ich heute an der Ekonomska Sola Ljubljana erlebt. Ich wollte ja unbedingt auch eine Schule sehen, die von ihrer Ausrichtung her ungefähr unserer Handelsakademie entspricht. Schon der erste Eindruck macht den Unterschied deutlich. Und nach dem Besuch mehrerer Unterrichtsstunden ("Ekonomia", Deutsch, Englisch) zeigt mir eine nette Englischlehrerin die Räumlichkeiten der Schule. Sie beklagt nicht nur die enge räumliche Situation und die baulichen Mängel (das Schulgebäude wurde in den 1930er Jahren errichtet und seitdem noch nicht renoviert), sondern auch die schlechten Arbeitsbedingungen für die Lehrkräfte. Von eigenen Arbeitsräumen, wie sie uns so stolz in anderen Schulen präsentiert wurden, kann hier keine Rede sein, alle etwa 40 Kollegen müssen mit einem ziemlich kleinen Konferenzzimmer vorlieb nehmen, wo sich auch die Unterrichtsmaterialien auf den Tischen stapeln. Auch Teamteaching gibt es nur in Ansätzen, und die Fremdsprachengruppen bewegen sich bei einer Schülerzahl zwischen 25 und 30.

Aber nicht nur die räumliche Situation macht das Unterrichten hier schwierig, auch mit dem Curriculum ist man nicht glücklich. Hatte diese Schule vor etwa 15 Jahren das österreichische Konzept der Handelsakademien übernommen, so musste man etwa 7 Jahre später auf das neue gesamtslowenische Konzept der Sekundarstufe II umsteigen. Und so gibt es heute hier zwei Schultypen mit je 3 Parallelklassen:
  • Eine ökonomische Mittelschule ("ekonomski tehnik"), die mit einer Art Berufsmatura abschließt. Der Lehrplan umfasst einerseits allgemeinbildende Gegenstände und zwei Fremdsprachen, andererseits auch einige Spezialfächer. Der Anteil der IKT-bezogenen Fächer ist aber viel geringer als in der HAK.

  • Ein Wirtschaftsgymnasium ("ekonomska gimnazija") endet mit dem Abschluss der Matura. Der Anteil der allgemeinbildenden Gegenstände ist noch höher als in der Mittelschule, und die kaufmännischen Fächer sind sehr theoretisch und nicht so praxisorientiert wie bei uns. Informatik kommt nur bei den Wahlpflichtfächern vor.

Natürlich ist auch das nur eine einzelne, subjektive Wahrnehmung, und im Gespräch am Abend hat mir Vida erzählt, dass in der etwa 30 km entfernten Bezirksstadt Kranj vor kurzem eine nagelneue Wirtschaftsschule eröffnet wurde, die in der Ausstattung beste Sahne sein soll. Aber dennoch werden meine - vielleicht allzu euphorischen - Eindrücke der letzten Tage etwas korrigiert und ergeben nun ein wahrscheinlich realistischeres, vielschichtigeres Bild.

Ein bekanntes Bild: Platzmangel im Konferenzzimmer

Mittwoch, 10. März 2010

Auf der Überholspur?

Mit innovativen Konzepten versucht Slowenien, seine Schulen im europäischen Vergleich nach vorne zu bringen: Dazu gehören vor allem die Europaklassen ("European Classes") und die Forcierung der Fremdsprachen im Unterricht. Das erscheint für ein Land, das kaum 2 Millionen Einwohner zählt, natürlich ein wichtiges Ziel. Interkulturelles Lernen hat dabei eine besondere Bedeutung. Das zeigt sich auch im Unterrichtsalltag in den folgenden zwei Methoden:
  • Foreign Language Teachers:
    Lehrkräfte aus anderen Ländern werden für zwei Jahre in den Schulen fix angestellt und unterstützen die slowenischen Lehrer im Unterricht. Vergleichbar ist dies vielleicht mit den fremdsprachigen Assistenten an den österreichischen Schulen. Doch während diese in der Regel Studenten sind, sind die "foreign language teachers" voll ausgebildete Pädagogen.

  • Team Teaching:
    Dies ist zweifellos das ambitionierteste Projekt. Nicht nur die "foreign language teachers" unterstützen beispielsweise die Englisch- oder Deutschlehrer, Teamteaching kann es prinzipiell in allen Gegenständen geben. Dabei werden auch Fächer übergreifende Konzepte angewendet. Systematisch wird versucht, die Fremdsprachenkompetenz zu erhöhen, wo nur irgendwie möglich. So habe ich beispielsweise eine Unterrichtseinheit zum Zweiten Weltkrieg (Slowenisch/Deutsch) und eine Regionalanalyse der Region Dolejnska (Geographie/Geschichte/Kunst) unter Einbindung deutscher Vokabel gesehen.
Teamteaching, Fächer übergreifender und projektorientierter Unterricht: Alltag in slowenischen Schulen

Insgesamt investiert Slowenien viel in die Personalressourcen. Ein Vergleich zwischen der Situation hier und in Österreich fällt eindeutig zugunsten des kleinen Nachbarlandes aus. Die einzige Einschränkung gibt es vielleicht im Hinblick auf die Gruppengröße im fremdsprachigen Unterricht. So etwas wie Gruppenteilungen gibt es in Slowenien nicht. In der Regel bewegt sich die Klassengröße aber zwischen 20 und 25. Klassen mit über 30 Schülern habe ich bisher nicht gesehen. Und natürlich sind slowenische Schulen ganz intensiv an internationalen Projekten beteiligt.

Allerdings könnte diese geradezu paradiesisch anmutende Situation in Anbetracht des aktuellen Geldmangels, der natürlich auch vor Slowenien nicht Halt macht, bald zu Ende gehen. So wird gemunkelt, dass die Gelder für oben beschriebenen Projekte ab dem nächsten Schuljahr massiv gekürzt werden sollten. Es bleibt zu hoffen, dass damit dieses ambitionierte Projekt nicht ganz abgewürgt wird.

Dienstag, 9. März 2010

Sloweniens Schulen sind anders

Natürlich läuft der Schulbetrieb auch in diesem Land in etwa so ab wie bei uns in Österreich. Denn überall werden wissbegierige Schüler von motivierten Lehrern unterrichtet mit dem Ziel, dass ihr Wissen zunimmt und dass sie für das Leben und eine möglich weiterführende Ausbildung fit gemacht werden. Aber es gibt doch auch einige Unterschiede:
  • Wie lange müssen Schüler in Slowenien die Schule besuchen?
    Die Schulpflicht beginnt im Alter von 6 Jahren und dauert insgesamt 9 Jahre. In dieser Zeit besuchen die Kinder eine Art Gesamtschule. Mit 15 gibt es dann mehrere Möglichkeiten: Entweder sie besuchen ein Gymnasium oder eine höhere technische Schule ("Vegova", die Schule in der ich eingesetzt bin, ist ein solches "technisches Gymnasium"). Beide enden mit der Matura. Daneben gibt es sogenannte "vocational schools", vergleichbar mit Berufsschulen. So etwas wie unsere berufsbildenden höheren und mittleren Schulen bei uns gibt es in Slowenien nicht.

  • Wie läuft der Schulalltag in einer höheren Schule ab?
    Der Unterricht beginnt meist früher als bei uns, in der Regel schon um 7:30 Uhr. Die Stunden dauern 45 Minuten. Meistens haben die Schüler 7 Stunden, dh. der Unterricht endet um 13:30 Uhr. An einigen Tagen in der Woche gibt es aber auch Nachmittagsunterricht. In der großen Pause (nach 4 Stunden), das ist zwischen halb elf und elf, bekommen die Schüler gratis ein warmes Essen, wobei sie zwischen zwei "Menüs" wählen können. Diese Regelung wird es allerdings ab dem nächsten Jahr nicht mehr geben. Dann werden die Schüler dafür einen kleinen Beitrag zahlen müssen. Die Begeisterung für diese warme Jause hält sich bei den Schülern in Grenzen.

  • Gratismenü für Schüler - nur mehr in diesem Schuljahr

  • Es gibt nur Wanderklassen.
    Bei uns hat jede Klasse einen eigenen Raum. Das bedeutet, dass die Lehrer von einer Klasse zur anderen "wandern". In Slowenien tun das die Schüler. Das heißt, dass es für die einzelnen Gegenstände eigene Räume gibt, die auch dementsprechend gestaltet sind. An den Wänden hängen Poster, und die Lehrkräfte können ihre Materialien dort lassen und müssen nicht alles von einer Klasse in die andere schleppen. Meine Wahrnehmung ist auch, dass die Klassenräume sauberer sind als bei uns (in manchen Klassen), und auf den Gängen ist in den Pausen viel los. Natürlich ergibt das ein anderes Problem: Wo können die Schüler ihre Sachen deponieren? Dafür gibt es Garderobekästen, die meistens sehr klein sind.

  • Garderobe für Schüler im Gymnasium von Novo Mesto


  • Lehrkräfte haben kleine Büros zur Vorbereitung
    Im Konfrenzzimmer ist meist weniger Platz als bei uns, aber die meisten Fachgruppen haben eigene kleine Büros, wo die Lehrer einen kleinen Platz haben. Meistens teilen sich mehrere Kollegen einen Computer. Das macht es zwar grundsätzlich möglich, dass Lehrer ihre Arbeit komplett in der Schule erledigen. Aber so ganz 100%ig ist das nicht durchgesetzt. Die Lehrverpflichtung - also die Anzahl der Stunden, die Lehrkräfte unterrichten müssen, ist etwa so hoch wie in Österreich.
Im Gespräch mit einer Kollegin im Gymnasium von Novo Mesto