Dass es nicht nur Vorzeigeschulen gibt, habe ich heute an der
Ekonomska Sola Ljubljana erlebt. Ich wollte ja unbedingt auch eine Schule sehen, die von ihrer Ausrichtung
her ungefähr unserer Handelsakademie entspricht. Schon der erste Eindruck macht den Unterschied deutlich. Und nach dem Besuch mehrerer Unterrichtsstunden ("Ekonomia", Deutsch, Englisch) zeigt mir eine nette Englischlehrerin die Räumlichkeiten der Schule. Sie beklagt nicht nur die enge räumliche Situation und die baulichen Mängel (das Schulgebäude wurde in den 1930er Jahren errichtet und seitdem noch nicht renoviert), sondern auch die schlechten Arbeitsbedingungen für die Lehrkräfte. Von eigenen Arbeitsräumen, wie sie uns so stolz in anderen Schulen präsentiert wurden, kann hier keine Rede sein, alle etwa 40 Kollegen müssen mit einem ziemlich kleinen Konferenzzimmer vorlieb nehmen, wo sich auch die Unterrichtsmaterialien auf den Tischen stapeln. Auch Teamteaching gibt es nur in Ansätzen, und die Fremdsprachengruppen bewegen sich bei einer Schülerzahl zwischen 25 und 30.
Aber nicht nur die räumliche Situation macht das Unterrichten hier schwierig, auch mit dem Curriculum ist man nicht glücklich. Hatte diese Schule vor etwa 15 Jahren das österreichische Konzept der Handelsakademien übernommen, so musste man etwa 7 Jahre später auf das neue gesamtslowenische Konzept der Sekundarstufe II umsteigen. Und so gibt es heute hier zwei Schultypen mit je 3 Parallelklassen:
- Eine ökonomische Mittelschule ("ekonomski tehnik"), die mit einer Art Berufsmatura abschließt. Der Lehrplan umfasst einerseits allgemeinbildende Gegenstände und zwei Fremdsprachen, andererseits auch einige Spezialfächer. Der Anteil der IKT-bezogenen Fächer ist aber viel geringer als in der HAK.
- Ein Wirtschaftsgymnasium ("ekonomska gimnazija") endet mit dem Abschluss der Matura. Der Anteil der allgemeinbildenden Gegenstände ist noch höher als in der Mittelschule, und die kaufmännischen Fächer sind sehr theoretisch und nicht so praxisorientiert wie bei uns. Informatik kommt nur bei den Wahlpflichtfächern vor.
Natürlich ist auch das nur eine einzelne, subjektive Wahrnehmung, und im Gespräch am Abend hat mir Vida erzählt, dass in der etwa 30 km entfernten Bezirksstadt Kranj vor kurzem eine nagelneue Wirtschaftsschule eröffnet wurde, die in der Ausstattung beste Sahne sein soll. Aber dennoch werden meine - vielleicht allzu euphorischen - Eindrücke der letzten Tage etwas korrigiert und ergeben nun ein wahrscheinlich realistischeres, vielschichtigeres Bild.
Ein bekanntes Bild: Platzmangel im Konferenzzimmer